Dein Hund wirkt plötzlich schlapp, frisst schlecht oder hat sogar Fieber? Vielleicht hast du gerade die Diagnose Leptospirose erhalten – oder du fragst dich, ob hinter den Symptomen deines Hundes mehr stecken könnte. In diesem Beitrag erkläre ich, was Leptospirose ist, wie Hunde sich anstecken und worauf du jetzt achten solltest. Fachlich fundiert – aber gut verständlich.

Leptospirose ist eine ansteckende bakterielle Erkrankung, verursacht durch Leptospiren – spiralige, bewegliche Bakterien aus der Gruppe der Spirochäten. Sie ist weltweit verbreitet und gehört zu den häufigsten Zoonosen, also Krankheiten, die vom Tier auf den Menschen übertragbar sind.

In Deutschland ist Leptospirose bei Hund und Mensch meldepflichtig. Aufgrund steigender Fallzahlen bei Mensch und Tier wird sie heute als reemerging infectious disease eingestuft.

Die Erkrankung kann mild, chronisch oder lebensbedrohlich verlaufen. Hunde aller Altersgruppen und Haltungsformen können betroffen sein. Junge, ungeimpfte Hunde gelten als besonders gefährdet.

 Die meisten Leptospirosefälle treten in Deutschland zwischen Juli und Oktober auf – also in der warm-feuchten Jahreszeit, wenn die Bedingungen für das Überleben der Bakterien besonders günstig sind. Ein idealer Zeitpunkt zur Impfung ist daher das Frühjahr, um rechtzeitig Schutz aufzubauen.

Die Übertragung erfolgt meist über kontaminiertes Wasser oder feuchte Umgebungen, die mit Urin infizierter Tiere – vor allem Ratten und andere Nagetiere – verunreinigt sind. Die Bakterien dringen über kleinste Hautverletzungen oder Schleimhäute (z. B. Maul, Nase, Augen) in den Körper ein.
Die Bakterien können in feuchter Umgebung und bei Temperaturen über 18 °C bis zu drei Monate überleben.

• Trinken aus Pfützen, Tümpeln oder stehenden Gewässern

• Baden in verseuchten Gewässern

• Fressen infizierter Nagetiere oder Kadaver

• Kontakt mit kontaminierter Erde, Futter, Gegenständen oder Schlafplätzen

• Direkter Kontakt mit Urin infizierter Hunde (selten), auch über Bisse, Paarung oder Plazenta

Jagdhunde, Retriever, Hunde in Reitställen und auf dem Land, „Wasserratten“, Hunde mit Freilauf

Es existieren über 260 Serovare, eingeteilt in 24 Serogruppen. Für Hunde sind in Europa besonders folgende Serovare relevant:

• L. canicola (klassischer Impfstamm)

• L. icterohaemorrhagiae / copenhageni (klassischer Impfstamm)

• L. grippotyphosa

• L. bratislava

🧬 Die Krankheitsbilder variieren je nach Serovar. So ist z. B. Lungenbeteiligung häufiger bei Infektionen mit neuen Serovaren.

Nach der Infektion gelangen die Bakterien ins Blut (Leptospirämie) und verteilen sich im Körper. Sie befallen vor allem:

• Nieren → Nierenentzündung, Tubulopathie, Nierenversagen

• Leber → Leberdysfunktion, Ikterus, chronische Hepatitis

• Lunge → Husten, Lungenblutungen, Atemnot

• ZNS, Milz, Geschlechtsorgane, Augen

Unbehandelt kann Leptospirose zu Multiorganversagen führen. Hunde können zudem monatelang Erreger ausscheiden, auch ohne Symptome (subklinisch).

⏱️ Symptome treten meist etwa 5-7 Tage nach Ansteckung auf und sind zunächst unspezifisch:

• Fressunlust, Fieber, Erbrechen

• Abgeschlagenheit, Apathie

• Häufiger Harnabsatz, vermehrter Durst

• Gelbfärbung der Schleimhäute (Ikterus)

• Blutiger Durchfall, Schleimhautveränderungen

• Muskelzittern, Bewegungsunlust

• Husten, Atemnot (bei Lungenbeteiligung)

📍 Die Symptome hängen vom betroffenen Organ und vom Immunstatus des Hundes ab. Eine Beteiligung der Lunge tritt insbesondere in Ostdeutschland gehäuft auf.

• Blut- und Urinuntersuchung (Klinik, Sediment, Proteinurie, Glukosurie)

• Serologie (MAT): Titer > 1:800 oder 4-facher Anstieg beweisend

• PCR: direkter Erregernachweis (Blut in Woche 1, Urin ab Woche 2)

• Laborveränderungen:

  • Leukozytose, Anämie, Thrombozytopenie

  • Azotämie, Elektrolytverschiebungen

  • Erhöhte Leberwerte, Bilirubinämie, Glukosurie

📌 Nach Antibiotikagabe kann PCR innerhalb von 24h negativ ausfallen. Daher sollte die Probe vor Therapiebeginn erfolgen.

Die Therapie erfolgt zweiphasig antibiotisch:

1. Penicillin / Amoxicillin i.v.: Stoppt akute Vermehrung und Erregerausscheidung

2. Doxycyclin p.o. (3 Wochen): Eliminiert Erreger vollständig

Doxycyclin erst bei stabilen Tieren (kein Erbrechen, normale Leberwerte), mit Futter verabreichen.

Weitere Maßnahmen:

• Infusionstherapie

• Schmerzmittel, Antiemetika

• Dialyse bei Nierenversagen

• Sauerstoffgabe bei Lungenblutung

🌟 Früher Therapiebeginn verbessert die Prognose deutlich.

Ja – und sie ist ausdrücklich empfohlen.

• Core-Impfung laut StIKo Vet

• Schutz gegen mindestens vier Serovare:

  • L. canicola

  • L. icterohaemorrhagiae

  • L. grippotyphosa

  • L. bratislava

• Grundimmunisierung: 2 Impfungen im Abstand von 3–4 Wochen

• Auffrischung jährlich, ggf. halbjährlich bei Risikohunden (z. B. Jagdhunde)

• Impfung auch bei Welpen ab der 6. Lebenswoche möglich

🧪 Moderne Impfstoffe senken auch die Ausscheidung über den Urin und damit das Infektionsrisiko für andere Hunde und Menschen.

Leider ja – auch in Deutschland.

• 1,5 % der gesunden Hunde scheiden Leptospiren im Urin aus.

• Besonders gefährdet:

  • Hunde mit viel Auslauf (Wald, Felder, Reitställe)

  • Hunde mit Kontakt zu Wildtieren

  • Hunde in Regionen mit hoher Prävalenz (z. B. Nord- und Ostdeutschland)

Auch in Städten kann das Risiko steigen – z. B. durch größere Rattenpopulationen.

Leptospirose ist kein seltenes Problem, sondern eine reale Bedrohung – für deinen Hund und auch für dich. Aber: Mit Impfungen, Aufklärung und einer schnellen Behandlung ist sie gut kontrollierbar.

Wenn du Fragen hast, unsicher bist oder eine Zweitmeinung brauchst: Sprich mit deiner Tierärztin oder deinem Tierarzt. Gute Information hilft – oft mehr, als man denkt.

Alles Gute für Sie und Ihr Tier – und bleiben Sie gesund.

Ihre Tierärztin Susanne Gnass 🐾